Weltreise durch Botschaften in Berlin

„Weltreise durch Botschaften am Spreeufer“

So war eine Stadtführung in der Zeitung „Morgenpost“ angezeigt. Angeboten vom Kulturbüro „Stadtverführung“.

Es ging los heute um 12 Uhr an der Botschaft Australiens, Wallstraße 76. An der Kreuzung gegenüber liegt auch die kleine Zypern-Botschaft im erstenStock und auch das Residenz-Hotel. Heute war ein kalter Tag mit ganz feuchter Luft ohne Regen. Die Kälte kroch so langsam in den ganzen Körper. Es kamen etwa fünfzehn Neugierige. Acht Euro Gebühr. Eine zarte junge Frau, Tina Zürn, erzählte. Dabei auch der RBB. Die Kameraleute nett, der Reporter ein Idiot (wie der dazu kam, keine Ahnung von irgendwas). Heute, bei einer der zwei RBB Sendungen von Berlin, sollte was gezeigt werden, oder irgendwann. Wie sie halt die halbe Stunde füllen können. Die Botschaft, ein schönes altes Haus mit einigen Erneuerungen, wurde 1999 gekauft. Mit großen Scheiben, wo man raus-, aber nicht reingucken kann. Das haben ja jetzt viele öffentliche Gebäude. Tina sagt, dass eigentlich alle Botschaften einmal im Jahr Besichtigungen haben. Nur wissen das die wenigsten Leute. Die Rückseite der Botschaft liegt genau an der Spree am historischen Hafen. Bevor wir um die Ecke zu der Rückseite gingen, sahen wir uns noch die Zypern-Botschaft an. Da ist gar nichts zu sehen. Das alte Haus wurde 1913 für die Textilindustrie errichtet.

An der Spree ging’s weiter zur Brasilianischen Botschaft. Das Haus stand schon, neu und leer, als die Brasilianische Botschaft es sah und kaufte. 1999 erbaut, 200l, nach einigen Änderungen, eingezogen. Fast alles Aluminium. Ganz oben wohnen der Botschafter und die Gäste. Unten steht schon lange ein großer Saal leer. Ich geh da immer dran vorbei. Fast gegenüber steht das Märkische Museum (das, wie ich las, vergrößert und innen restauriert werden soll).

Genau vor der Botschaft liegt das Konsulat von Angola. Ein kleines Schild sagtʼs.

Jetzt gingen wir ein paar Schritte weiter an der Spree entlang zur Chinesischen Botschaft. Sie liegt mir, über Spree mit Jannowitzbrücke, genau gegenüber. Diese Botschaft wurde schon 1988 erbaut (aber damals Sitz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes der DDR, FDGB. Anm. Wieland Giebel). Die Chinesen hatten ja gute Beziehungen zur DDR. Als ich im Dezember 200l hier herzog, wurde die Botschaft gerade sehr vergrößert und erneuert. Auch ein riesiger Komplex. In der Mitte soll ein großer hübscher Hof liegen. Und innen soll alles sehr großzügig, aber gemütlich eingerichtet sein. Überall wohnt ja der Botschafter mit drin an bevorzugter Stelle nebst Gästezimmer. Die Botschaft liegt an der Ecke Brückenstraße/Märkisches Ufer (geht in die Wallstraße über). Die Brückenstraße weiter rauf, rechts in die Rungestraße, liegt die Türkische Botschaft. Das wurde aber nicht erwähnt. Die Chinesische Botschaft wurde 1988 erbaut, etwa so wie der Palast der Republik aussah.

Als letztes liefen wir über die Jannowitzbrücke ans andere Spreeufer zur Niederländischen Botschaft. Die jetzige hügelig angelegte Grünanlage gehörte eigentlich noch zur Stadt. Also dicht an der Spree. Die Niederländer wollten aber keinen großen Zaun um ihr Haus, kauften das Gelände bis zu der schmalen Straße und dem Gehweg am Fluss und schufen eine schöne Wiese mit einigen alten Weiden drin. Das Haus, auch mächtig, ist gut gegliedert mit Nischen und Ecken.

Genau daneben und direkt angebaut liegen die Berliner Wasserbetriebe. Die Botschaft und der Betrieb einigten sich, dass alles harmonisch zusammenpasst. Die Botschaft liegt am Rolandufer, Ecke Klosterstraße. (In der Klosterstraße gegenüber steht das sehr hübsche alte Haus mit Paternoster, die Senatsverwaltung für Finanzen. Ich sah mal den Paternoster, traute mich aber nicht, damit alleine hochzufahren. Wieland erbarmte sich und fuhr mit der tolpatschigen Mutter mal damit rundherum.) In dieser Klosterstraße ist auch der Haupteingang der Niederländischen Botschaft. Eine hochführende Straße ins Gebäude rein. An der Ecke, parterre, liegt ein kleiner separater Eingang für die Visumanträge. Auch hier wohnt der Botschafter ganz oben, so erzählt Tina, mit einer wunderschön großen Dachterrasse. Entworfen und erbaut hat das Haus ein junger Architekt Koolhaas aus den Niederlanden mit seinem ganz jungen Team. An der Klosterstraßen-Seite führt im ersten Stock ein Weg entlang mit gläsernem Fußboden. Darüber gingen viele Angestellte nicht. Ein vorspringendes Teil, dass man also in den Garten guckt. Das Haus hat keine Tiefgarage wegen des hohen Grundwassers. Sie liegt ebenerdig.

Zum Schluss, schon fast eine schreckliche Lungenentzündung fühlend, schlichen wir zur Stralauer Straße. Hier wohnen, nicht schön, die Mitarbeiter und Gäste. Die ganz vornehmen wohnen aber im richtigen großen Gebäude. Im ersten Stock sahen wir ein großes trichterförmiges Loch. Man kann vom dahinterliegenden Flur durch das Loch genau auf den Fernsehturm gucken. Ein schöner Gag.

Nach genau eineinhalb Stunden war Schluss und alle rannten schleunigst zu ihrem Ziel. Ich hatte es am nächsten.

Berlin, 15. Juni 2005