Pfandrückgabe

Pfandrückgabe

(geschehen in der Herkulesbrauerei, um1965 in Kassel)

Guten Tag.

Tag.

Ich bring ein Bierfass zurück.

Bierfass? Wo?

Es liegt im Auto. Hier ist ja nur das Büro, und wenn ich das Fass mit hereinschleppe, muss ich es nachher wieder rauswuchten. Oder nehmen Sie das Fass hier an?

Nein, natürlich nicht, nur drüben das Lager.

Na sehen Sie.

Ja also, ein Fass. Wo haben Sie denn den Pfandschein?

Den Pfandschein habe ich verlegt, aber ist das nicht egal? Vierzig4o Mark bekomme ich zurück für das Fassßpfand.

Ich kanIhnen doch keine vierzig Mark gebenohne Pfandschein. Da kann ja jeder kommen und irgendein Faß bringen.

Es ist aber Ihr Fass, sogar mit Ihrer Firmenmarke drauf.

Trotzdem, keine vierzig Mark ohne Pfandschein. Wann wollen Sie denn das Bierfass gekauft haben?

Vor einem Jahr etwa, als wir umgezogen sind. Deshalb finde ich auch den Schein nicht wieder.

Vor einem Jahr schon? Liebe Frau, wenn jeder Bierkäufer so lange ein Fass behalten wollte, dann wären wir damit bald arm dran.

Deshalb bringe ich es Ihnen ja zurück, obwohl ich den Pfandschein nicht finden konnte.

Ohne Schein kann ich Ihnen kein Geld auszahlen. Bitte liefern Sie das Fass im Lager ab.

Das wäre ja noch schöner. Dann nehme ich das Fass wieder mit und mache Sauerkraut drin ein.

Na, das ist ja lächerlich. Wie können Sie in einem Aluminiumfass Sauerkraut einmachen?

Aluminium? Ein Holzfass ist es.

Waaas, ein Holzfass auch noch, das ist ja nicht möglich! Holzfässer vermieten wir schon lange nicht mehr. Falls es tatsächlich ein Holzfass wäre, dann war das nicht erst vor einem Jahr. Unter diesen Umständen ist außerdem das Fass völlig unbrauchbar, denn wenn es so lange ohne Bier irgendwo herumgestanden hat, dann ist es total ausgetrocknet und nicht mehr zu verwenden.

Na, Sie wollen mir ohne Pfandschein die vierzig Mark nicht zurückgeben, und außerdem sagen Sie, dass das Fass für sie unbrauchbar ist. Dann stelle ich es halt in meinen Partykeller.

Das könnte Ihnen so passen. Das Bierfass ist firmeneigen, ob verwendbar oder nicht.

Sie machen mir Spaß. Meinen Sie, ich hätte das verdammte Bierfass zurückgebracht, wenn ich gewusst hätte, dass Sie mich um das Pfandgeld betrügen wollen?

Betrügen? Na, das ist die Höhe! Wenn Sie eine Fahrkarte für die Eisenbahn kaufen und verlieren sie, dann müssen Sie sich auch eine neue kaufen.

Sie haben eigenartige Vergleiche. Der Eisenbahn kann ich bei einem Kartenverlust auch kein Bierfass vorzeigen.

Na, haha, was sollte die Eisenbahn auch mit einem Bierfass anfangen.

Es ist schwer, mit Ihnen zu verhandeln. Wenn ich zum Beispiel das Fass im Lager abgebe und finde später den Pfandschein, dann bekäme ich doch meine vierzig Mark zurück.

Das wäre auch nicht möglich, denn was nützt ein Pfandschein ohne Pfand. Aber – ich könnte Ihnen für das abgelieferte Fass einen Schein ausstellen. Finden Sie den Pfandschein dann wieder, so bringen Sie beides hierher und erhalten sofort Ihr Geld.

Gut, dann schreiben Sie mir diesen Schein.

Selbstverständlich – bitte schön.

Nun also, jetzt habe ich ja den verlangten Pfandschein. Ich gebe Ihnen das Papier zurück und Sie haben einen Beleg für mein Geld.

Zum Teufel auch! Hier haben Sie Ihre vierzig Mark. Noch drei Kunden Ihrer Art und ich bin nervenkrank.

Danke. Nur noch einen Hupf zum Lager und Sie sind mich los. Das heißt, falls der Lagerist ohne Kommentar das Fass aus Holz annimmt.